Montag, 10. Oktober 2016

03:23 Uhr. Viel zu spät.

Ich habe es schon wieder getan, meine Einträge gelöscht. Irgendwie mache ich das ständig, weil ich das Gefühl habe, dass es zu persönlich sei was ich hier schreibe, obwohl es doch genau dazu dient.
Aber wie auch immer, ich habe es schon wieder getan und ich will diesen Blog mit alten Erinnerungen füllen. Von früher, als alles noch grenzwertig gut war.
Wenn ich auf die Uhr sehe, wird mir schlecht. Ich weiß noch nicht Recht worüber ich genau schreiben werde, da ist ziemlich viel. Über manches will ich aber nicht mal nachdenken.
Ich vermisse ihn gerade so sehr, dass ich am überlegen bin wieder eine Geschichte anzufangen, eine die es niemals geben wird. Ich weiß ja nicht mal, ob wir überhaupt noch was haben, etwas was uns verbindet. Ob es noch Liebe ist.
Aber es wird mich glücklich machen, wenn ich wieder über uns schreiben kann.
Träume die von ihm handeln sind nicht mehr genug und seine Wohnung? Die ist meistens leer. Manchmal habe ich mich noch mit seinem Mitbewohner unterhalten, ich glaube wir sind jetzt sowas wie Freunde. Und immer wenn ich wollte, hat er mich in seinem Bett schlafen lassen. Tag ein, Tag aus. Er störte mich auch nicht wenn ich mich darin einschloss und heulte. Sein Geruch schwebte noch immer in der Luft und ich fand ein paar Zeichnungen und räumte sein Zimmer auf, manchmal war er total unordentlich gewesen. Ich hinterließ ihm Briefe, die ich am Ende wieder zerriss und wegwarf, weil ich Angst hatte, er würde sie sowieso nicht lesen.
Meine erste, wirkliche Begegnung mit ihm fand auf meinem Grundstück statt, er war durchnässt und ich traute ihm nicht. Ich lies ihn hinein und machte ihm Kaffee, an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern und wenn ich es versuchte, bekam ich Kopfweh. Das zweite Mal war im Internet, auf einer schwachsinnigen Internetplattform, die ich schon lange nicht mehr benutze, aber manchmal lese ich seine Antworten und lächle über seine Weltansicht. Sein Buch, was er mir schickte, liegt auf meinen Schoß, ich liebe seine Schrift. Jedenfalls muss ich an dem Tag irgendwas genommen haben, denn ich schrieb irgendeine Scheisse auf die er antworte. Ich fand seine Seite zufällig und irgendwie fühlte es sich so an, als würde ich ihn kennen. Als er antwortete, war es für mich zu spät, ich hatte mich verliebt. Einfach so.
Mein Geheimnis fand er auch ziemlich schnell heraus. Ich denke es lag an den weißen Socken mit den lilanen Sternen.
Wir teilten das Gleiche Schicksal irgendwie und es dauerte wirklich nicht lange bis wir ein Paar wurden.
Dennoch blieben wir nicht lange zusammen, er verließ mich.
Ich erinnere mich vage an einen Post, dass die Mädchen es nicht betrauerten, ihn verloren zu haben, sondern sich selbst.
Bei mir war das anders. Komplett.
Denn das Schlimmste für mich war ihn zu verlieren. Ich hörte mein Herz brechen und in dem Moment war mir bewusst, dass ich wirklich eines besaß.
Ich dachte ich könnte nie wieder lieben.
Dann kam er.
Er verließ mich.
Und ich liebte niemals wieder jemand anderen. Auch heute nicht.
Er zeichnete und zeigte mir seine Bilder, ich war begeistert, denn er war immer mein großes Vorbild gewesen.
Ich weiß nicht wann es war, aber wir kamen wieder zusammen und dann hielt es für eine Ewigkeit an. Wir skypen regelmäßig und er entschuldigte sich dafür, wenn ich ihn ankackte, dass er kaum Zeit für mich hatte.
Er tat alles für mich, egal wie ich ihn behandelte. Er verließ mich niemals, auch wenn ich sagte, er solle es tun.
Er ist immer geblieben.
Unsere Streits waren enorm, voller Energie und Leidenschaft, gleichzeitig haben sie mir das Herz zerrissen. Aber keiner von uns wollte wirklich nachgeben.
Aber man spürte auch die Liebe, egal ob wir stritten oder uns gerade vertrugen.
Ich konnte mir wirklich niemanden an meiner Seite vorstellen.
Ich weiß auch gar nicht mehr, wann der Kontakt verfloss. Aus zwei Wochen wurden zwei Monate und keiner von uns realisierte das wirklich, bis meine Schwester mich darauf aufmerksam machte.
Zu dem Zeitpunkt mochte sie ihn noch nicht und äffte es immer nach, wenn er mich Zwerg nannte.
Er wies das Dunkle in ihr zurück, das Monster, welches eigentlich nur ein zorniges, kleines Mädchen war. Ich weiß bis heute nichts von ihr.
Er beschützte mich immer.
Es schien ihn zu treffen, als er hörte, dass meine Schwester Angst vor ihm hatte. Er war der Einzige der von meiner Existenz wusste und er behandelte mich wie einen Prinzen. Manchmal konnte sogar er schnulzig sein und das war gar nicht seine Art, deswegen machte es mich umso glücklicher wenn er liebe Sachen zu mir sagte. Aber unsere Beziehung musste viel aushalten, wirklich viel.
Und irgendwann, nach einer ruhigen und schönen Zeit, kam jemand anderes in mein Leben und ich dachte ich sei verliebt.
Dabei war es nur Interesse, das noch jemand so war wie wir.
Ich fühlte mich von meinem Freund unverstanden und ungeliebt. Seit längerer Zeit. Ich machte ihn dafür verantwortlich, obwohl es auch meine Schuld gewesen war.

.. dann verließ ich ihn.

Unsere gemeinsame Zeit war vorbei. Naja, wir waren Freunde, er hatte darum gebeten. Aber es war komisch.
Das mit dem anderen Typen funktionierte nicht und ich hatte das Gefühl verarscht zu werden, außerdem wuchs die Sehnsucht zu meinem Wolf immer mehr. Meine Launen waren nicht auszuhalten, ich stritt ständig mit der besten Freundin meiner Schwester und auch sie machte ich fertig, weil ich selber so unzufrieden gewesen war. Und ich fühlte mich naiv und verblödet.
Aber als er und ich telefonierten, wirkte er kühl und distanziert. Ich weinte lautlos, er bemerkte es nicht und ich war froh darüber und überdeckte es mit meinem Lachen. Manchmal glaubte ich zu spüren, dass er mich vermisste, aber wirklich ausgesprochen hatte er es nicht.
Ich hatte seine Stimme so vermisst, dass ich mein Herz wieder gefährlich knacken hörte. Es tat weh, dass er da war, aber nicht mehr mir gehörte.
Auch das Meer machte mich plötzlich traurig. Der Sand und der kalte Wind.
Jacks Besuche.
Manchmal dachte ich, dass ich wahnsinnig werden würde.
Wiedermal beschützte er mich, aber under Verhältnis wurde niemals wieder das Selbe.
Dann verschwand er. Ohne Erklärung.
So hatte es der Exfreund mit meiner Schwester gemacht.
Aber ich bekam meine Informationen dann doch, aber wir fingen an zu streiten.
Funkstille.
Es fühlte sich so an wie beim ersten Mal, als er mich verließ. Mein Herz brach diesmal nicht, es platzte.
Denn diesmal verließ er mich ohne ein Wort und ich weiß bis heute nicht, was wir noch haben. Ob wir überhaupt was haben und ob er jemals wieder mit mir reden wird.

Ich denke an Emily und Simon. Und an diese Michelle.
An das, was ich alles weiß und vergessen will.
Manchmal frage ich mich, ob Simon gerade traurig ist, ob er enttäuscht ist, wie sich das alles entwickelt hat.
Ich erinnere mich gut an die Tage, als ich eifersüchtig auf ihn war. Auf einen Toten.
Denkend, er würde ihn mir trotzdem noch wegnehmen können.
Ohne ihn war ich aufgeschmissen.
Dann fing das mit den Drogen an, ich enttäuschte meine Schwester immer wieder. Aber die Drogen ließen ihn mich sehen, mit ihm sprechen. Im Endeffekt habe ich mich nur selber verloren. Wie die Mädchen von mir.
Aber das macht nichts. Das tut nicht weh. Sein Verlust schon.
Von den Drogen bin ich weg, er sitzt nicht mehr zufällig neben mir im Bett und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Er liegt nicht mehr verschlafen neben mir und wünscht mir mit rauer Stimme einen guten Morgen. Ich kann ihn nicht mehr nackt unter der Dusche betrachten, während er den Rücken zu mir gewandt hat.
Er folgt mir auch nicht mehr zum Rauchen auf den Balkon. Ich drehe schon lange nicht mehr, das erinnert mich nur an ihn.
Ich sehe ihn nicht mehr zeichnen.
Ich schlafe aber viel, weil es mir erlaubt ist von ihm zu träumen.
Manchmal sehen wir uns nur schweigend an.
Manchmal haben wir Sex und ich wache schweißgebadet und um Luft ringend auf und drücke mir schreiend ein Kissen ins Gesicht. Manchmal kuscheln wir und reden unbeschwert über vergangene Tage.
Oder wir lachen.
Wenn ich schlafe, bin ich glücklich.
Mein Mitbewohner ist krank vor Sorge, aber er lässt mich in Ruhe, wahrscheinlich hat er Angst, dass ich ihm sonst was antue, aber wie war das?
Ich bin so gefährlich wie ein Goldfisch.
Wenn ich wach bin, rauche ich mir die Lunge wund und betrinke mich. Ich gehe nicht duschen und trage eine Woche lang die selben Klamotten, bis man mich förmlich dazu zwingt was dagegen zu unternehmen.
Meine Haare sind inzwischen Schulterlang, ich sehe aus wie ein Mädchen mit A-Cup.
Ich erkenne mich nicht wieder.
Und ich kann die Schuld nicht mal auf jemand anderen abladen.
Hätte ich ihn besser behandelt, wäre alles vielleicht anders gekommen.
Hätte ich ihn nicht so oft gezwungen da zu sein, wäre das vielleicht nicht passiert.
Schuldgefühle plagen mich.
Ich will mich für unseren letzten Streit entschuldigen. Und für jeden Fehler, den ich davor begangen habe.
Für jedes Mal, als ich ihn angebrüllt habe, er soll sich verpissen.
Ich will ihm am Telefon sagen, dass ich ihn vermisse. Ihn liebe.
Es würde sich vielleicht nichts ändern und meine Schuldgefühle würden nicht verschwinden, aber ich hätte meine Gefühle ausgesprochen.
Auch wenn ich mir bei dem Gedanken schon blöd vorkomme. Aber Liebe macht einen zu 'nem Narr.
Und ich bin total vernarrt in ihn.

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